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Rückblick. Weiterbildung „Mitgliedergewinnung fürs Ehrenamt“

„Sie sind da draußen“

Dr. Tim Becker von der Akademie für Ehrenamtlichkeit leitete die Weiterbildung  „Mitgliedergewinnung fürs Ehrenamt“ am 15.12.2021 im online-Format für das St.adtlabor Herzberg.

Zum Start stellte Dr. Becker klar: „Sie sind da draußen!“. Damit sind die potentiellen Neumitglieder und Engagierten gemeint, die bis jetzt noch nicht zu Ihrem Ehrenamt gefunden haben, aber interessiert sind und gleiche Ziele verfolgen. Nun liegt es am Ehrenamt diese zu finden.

Seien Sie offen für Neues!

Dr. Tim Becker

Riesenrad der Engagementförderung

Dr. Becker erläuterte zu Beginn das „Riesenrad der Engagementförderung“ der Akadamie für Ehrenamtlichkeit, wobei das Riesenrad besonders rund und schwungvoll läuft, wenn alle Komponenten beachtet und austariert werden:

Riesenrad der Engagementförderung der Akademie für Ehrenamtlichkeit
Quelle: Akademie für Ehrenamtlichkeit Deutschland.
  • Fundament: Hinterfragen Sie sich, was die Grundhaltung und die Gelingensfaktoren innerhalb der Gruppe oder Organisation sind. Bauen Sie interne Hürden ab.
  • Achse: Es braucht eine oder mehrere feste Ansprechpersonen für Neumitglieder, die alle Faktoren im Blick haben.
  • Bestandserfassung: Welche Angebote gibt es? Welche Angebote sind interessant für neue Mitglieder? Fehlen noch spezielle Angebote für neue Engagierte oder allgemein?
  • Bedarfserfassung: Fragen Sie sich in der Gruppe: Warum arbeiten Sie mit Freiwilligen zusammen? Worauf freuen wir uns? Wen brauchen wir als Engagierte? Wie viele Menschen brauchen wir?
  • Gewinnung: Welche Wege werden schon genutzt? Oft sind die Organisationen schon gar nicht schlecht in ihren Angeboten stellten wir während der Veranstaltung fest: Feiern Sie sich für Erfolge und Aktionen, auch wenn vielleicht noch nicht so viele neue Mitglieder dabei herausgekommen sind! Sie sind auf dem richtigen Weg. Hinterfragen Sie: Wo konnte man besonders viele Menschen ansprechen? Wo gab es besonders viele Interessierte? Bei welchen Aktionen waren besonders interessierte Menschen dabei? Grenzen Sie diese Zielgruppe konkret ein: Alter, Interessen, Fähigkeiten, Zeitkontingente, Verbindlichkeiten, Anzahl, etc.
  • Kennenlernen: Motive und Erwartungen bei Interessierten abklären – möglicherweise auch die eigenen Motive hinterfragen und anpassen. Treffen Sie feste Absprache, aber denken Sie daran: meist ist das Engagement heutzutage ein kurzfristiges, auf bestimmte Aktionen bezogenes!
  • Ankommen der Engagierten im Engagement: Was ist ein angenehmer Start? Wie wird die Einarbeitung der Situation entsprechend gelingen?
  • Begleitung & Anerkennung: Wie gestalten Sie den Bereich bereits? Was könnte man noch machen? Arbeiten Sie an einer gelebten und lebendigen Feedbackkultur.
  • Verabschiedung: Die Menschen mit einem Dank und einem Lächeln wieder aus dem Engagement gehen lassen. Abschiede als Lernchance sehen. Die Tür für eine Rückkehr offenhalten.

Ein ausführliches Erklärvideo zum Riesenrad: Das Riesenrad – Ein Modell der Engagementförderung – Bing video.

Grundsätzliches zur Mitgliedergewinnung

  • Ehrenamt braucht Haltung. Vermitteln Sie dieses nach außen.
  • Ehrenamt braucht Netzwerke. Auch wenn es auf den ersten Blick nach mehr Arbeit aussieht, aber Engagierte sind oft mehrfach engagiert und kennen andere aktive Menschen. Knüpfen Sie Netzwerke und erzählen Sie von Ihrem Ehrenamt. Diese Netzwerke können auch für gemeinsame Aktivitäten genutzt werden, um die Arbeitslast auf mehr Schultern zu verteilen.
  • Tun Sie Gutes & sprechen Sie darüber. Ihre Gesprächspartner*innen könnten die neuen Mitglieder von morgen sein oder als Multiplikator*innen wirken.
  • Überlegen Sie sich, was die Vorteile für die Neumitglieder sein könnten, wenn Sie bei Ihnen mitmachen. Die kann von einem ideellen Mehrwert, einem gutem Gewissen bis hin zur Verbesserung der Lebensbedingungen reichen.
  • Engagement boomt! Beachten Sie bei Ihrer zielgruppengerechten Ansprache: Frauen und Männer engagieren sich mittlerweile gleichermaßen. Menschen in der Alterskohorte 30 – 49 Jahre und Menschen mit höherer Bildung engagieren sich am häufigsten. Am meisten hält Interessierte zu wenig Zeit, die Einbindung in den Beruf und die Angst vor starker Verpflichtung vom Ehrenamt ab. Mehr als 2 h pro Woche wollen oder können die wenigsten für ihr Engagement investieren.
  • Leute wollen sich engagieren, oft aber ohne klassische „Vereinsmeierei“. Bieten Sie themenbezogenes Engagement an.
  • Viele Menschen wollen sich nicht mehr langfristig an eine Gruppe binden, deshalb bieten Sie kleine Projekte und Aktionen an, die niedrigschwellig sind. Denken Sie an Arbeitseinsätze, Schnupperangebote, einmalige Aktionen etc. Bei diesen können Interessierte in Ihre Gruppe hineinschnuppern ohne direkt involviert zu werden.
  • Richten Sie den Blick nach vorn: Fragen Sie sich proaktiv wen Sie brauchen und wo Sie diese Menschen finden. Sprechen Sie potentiell Interessierte zielgruppengerecht an. Hinterfragen Sie Ihre bisherige Gruppe: Haben Sie vielleicht einen Personenkreis übersehen? Öffnen Sie sich für mehr Diversität.
  • Hinterfragen Sie Ihre Arbeitsweisen: Ist die Öffentlichkeitsarbeit zielgruppengerecht und zeitgemäß? Können Dokumente bearbeitet und Aktionen geplant werden ohne Treffen und aufwändige Telefonketten? Stehen die zentralen Themen im Mittelpunkt oder überstrahlt die Verwaltung alles?

Am Ende der Veranstaltung ging es in den Austausch und dabei wurde offenbar, dass viele an den Aktionen, Gruppen und Vereine der anderen Teilnehmenden Interesse zeigten. So wurde sich schon während der Veranstaltung vernetzt und für Neumitglieder geworben.

Bei Bedarf kann die Präsentation von Herrn Dr. Becker zugesandt werden.

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Rückblick. Weiterbildung Homepage fürs Ehrenamt

Am 11.11.2021 fand die Online-Weiterbildung „Homepage fürs Ehrenamt“ durch das St.adtlabor statt. Die Referentin der Digitalen Nachbarschaft, Pia Borkenhagen, veranschaulichte eindrücklich, wie eine Homepage beschaffen sein muss, welchen Host man aussucht und auf welche Sicherheitsmaßnahmen man achten muss.

Einen sehr guten Überblick zum Thema bietet bereits die Digitale Nachbarschaft auch ihrer Homepage unter https://www.digitale-nachbarschaft.de/themen-angebote/dein-verein-macht-sich-bekannt-homepage. Mit ausführlichem Begleitheft, Checkliste, Reader und Lernvideo.

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Rückblick. Weiterbildung Datenschutz

Am 13.10.2021 trafen sich zur ausgebuchten Weiterbildung „Datenschutz fürs Ehrenamt“ sechzehn Personen im St.adtlabor, um von der Juristin und Beraterin für Datenschutz Cristina Bittner einen Überblick zum Thema zu erhalten. In zweieinhalb gehaltvollen Stunden wurden grundsätzliche Punkte zum Datenschutz in Vereinen, Gruppen und Organisationen offen gelegt.

Alle Vereine und Gruppen betrifft die Datenschutzverordnung

Alle Vereine, Gruppen und Organisation sammeln personenbezogene Daten und verarbeiten diese. Damit müssen sie die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) beachten. Es gelten jegliche Erscheinungsformen der Daten (Papier, Wort, Bild, digital).

Grundsätzlich ist es verboten personenbezogene Daten zu verarbeiten, deswegen müssen die sogenannten Rechtsgrundlagen beachtet werden:

  • Es wurde der Verarbeitung der Daten schriftlich zugestimmt (Einwilligung).
  • Es gibt einen Vertrag (z. B. einen Vertrag über die Mitgliedschaft).
  • Oder es gibt ein berechtigtes Interesse des Vereins /der Gruppe (bspw. Informationen über die Gruppenaktivitäten).

Pflichten der Ehrenamtlichen beim Datenschutz

Gruppen und Vereine müssen darauf hinweisen, dass Daten verarbeitet werden und bei Nachfrage offen legen, welche Daten dies sind (Informationspflicht).

Der Datenschutz muss dokumentiert werden (Einwilligung, Verarbeitungstätigkeiten, Dienstleisterauswahl, Schulungen etc.).

Ein Verzeichnis von Verarbeitungstätigkeiten in der Gruppe muss erstellt werden: d. h. alle Tätigkeiten müssen aufgelistet werden, bei denen in der Gruppe personenbezogene Daten verarbeitet werden. Es wird zudem dokumentiert, wer die Betroffenen sind. Das Verzeichnis ist nicht öffentlich, muss aber der Aufsichtsbehörde auf Nachfrage vorgelegt werden. Ein Muster dafür finden Sie beim Bayrischen Landesamt für Datenschutz.

Eine*n Datenschutzbeauftragte*n muss unter anderem in folgenden Fällen benannt werden:

  • Mindestens 20 Personen sind ständig innerhalb der Gruppe mit der automatisierten Verarbeitung von personenbezogenen Daten beschäftigt.
  • Die Kerntätigkeit des Vereins oder der Gruppe besteht in der umfangreichen Verarbeitung besonders sensibler personenbezogener Daten (z. B. Gesundheitsdaten in Selbsthilfegruppen) oder Daten über strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten.
  • Wenn die Kerntätigkeit des Vereins oder der Gruppe in der Durchführung von Verarbeitungsvorgängen besteht, welche aufgrund ihrer Art, ihres Umfangs oder ihrer Zwecke eine umfangreiche regelmäßige und systematische Überwachung der betroffenen Person erforderlich macht (z. B. bei Videoüberwachung in Fußballstadien).

Der Vereinsvorstand ist für die Einhaltung des Datenschutzes verantwortlich und kann somit nicht gleichzeitig als Datenschutzbeauftragte*r wirken. Letzterer kann auch extern benannt werden. Personen, die in der Gruppe mit Daten arbeiten, müssen sich zum Thema fortbilden und eingewiesen werden.

Gruppen und Vereine können ihre Satzung durch eine Datenordnung, die die geeignete Datenverarbeitung regelt, ergänzen. Als Grundlage dienen folgende Fragen:

  • Welche Daten gibt es und wie verarbeiten wir sie?
  • Wer hat Zugriff auf was? Generell sollten alle Personen, die in der Gruppe mit personenbezogenen Daten arbeiten, schriftlich zur Verschwiegenheit verpflichtet werden.
  • Wann wird gelöscht? Generell gilt: Alles was nicht gebraucht wird, muss weg!
  • Welche allgemeinen Regelungen zum Umgang mit Daten gibt es im Verein?
  • ggf. Vorgaben zur Nutzung eigener Geräte

Pannen im Umgang mit personenbezogenen Daten müssen unverzüglich bei der Landesbeauftragten für Datenschutz im Land Brandenburg gemeldet werden (bspw. gehackte Clouds & Webseiten, gestohlener USB-Stick mit Mitgliederdaten, …).

Geeignete technische Maßnahmen

Eine angemessene Sicherheit muss mit geeigneten technischen Maßnahmen bei der Datenverarbeitung gewährleistet und auf dem Stand der Technik sein. Grundsätzlich sollte man

  • PC, Netzwerk und Internetzugang absichern (Updates, Virenscanner, kein öffentliches WLAN, …)
  • sicherer Umgang mit Benutzerkennungen (ggf. 2-Faktor-Authentifizierung) pflegen
  • Phishing, Trojaner und Ransomware erkennen
  • Zugangsberechtigungen einschränken
  • automatisches Backup einrichten
  • Daten, Mails und Webseiten verschlüsseln

Praktische Tipps

Grundsätzlich sollten DSGVO-konforme Wege zur Datenverarbeitung genutzt werden:

  • Für Mitgliederchats datenschutzkonforme Apps, z. B. Threema, nutzen. Bei Anwendungen sollten die Kriterien Vertraulichkeit, eigene Zwecke des Anbieters, Teilen von Kontakten, internationale Datentransfers und die Kontrolle über die Datenverarbeitung immer hinterfragt werden.
  • Bei E-Mail-Verteilern darauf achten, dass die Mails entweder per Newsletter-Programm verschickt werden oder alle Empfänger im „BCC“-Feld der Mail eingetragen werden. So kann kein Empfänger die anderen Empfänger der Mail sehen.
  • Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei E-Mails nutzen.

Diese und weitere Sicherheitsmaßnahmen werden wir in der Weiterbildung „Sicher im Netz fürs Ehrenamt“ am 21.01.2022 konkret besprechen.

  • Kontakt- und Mitgliederlisten nicht weitergeben.
  • Bei Videokonferenzen datenschutzkonforme Programme, wie BigBlueButton, nutzen.
  • Bei Foto- und Videoaufnahmen, die veröffentlicht werden, ist eine Einwilligung oder Rechtsgrundlage erforderlich. Somit kann auch ein berechtigtes Interesse entgegen dem Recht am eigenen Bild eine Veröffentlichung zulassen. Hierbei muss sehr genau das Interesse gegen die Grundrechte am eigenen Bild abgewogen werden. Achtung! Kinder sind besonders schutzwürdig und somit dürfen deren Fotos niemals ohne Einwilligung veröffentlicht werden.
  • Eine Einwilligung sollte leicht verständlich, freiwillig, einem Zweck zugeordnet und schriftlich sein. Generell sollte eine Aufklärung über die Risiken erfolgen. Einwilligungen können jederzeit widerrufen werden, dann müssen die Daten gelöscht werden.
  • Besonders sensible Daten (Schwangerschaft, Gesundheitsdaten – auch Corona!, Sucht, Religion, politische Meinung, sexuelle Orientierung, biometrische Daten, genetische Daten, Gewerkschaftszugehörigkeiten etc.) sollten äußerst selten, nicht ohne Grund erhoben und entsprechend geschützt werden.
  • Hinweise auf Homepage: Die Datenschutzerklärung muss abrufbar sein und der Nutzung von Cookies muss zugestimmt werden.

Zusammenfassung

Leider gibt es keine einheitliche Vorlage oder Blaupause für Datenschutz im Ehrenamt. Jede Gruppe muss sich selbst eine Datenordnung geben, die den spezifischen Gruppen- und Vereinsgrundlagen entspricht.

Alles ist besser als nichts, denn Datenschutz
ist ein kontinuierlicher Prozess.

Weiterführende Informationen

Die gesamte Präsentation von Frau Bittner kann Ihnen auf Nachfrage gern zugesandt werden. Weiterführende Informationen zum Datenschutz:

Für Gruppen und Vereine im ländlichen Raum mit einer dünnen Decke an Rechtsberatungen empfiehlt Frau Bittner folgende Webseiten: